Gedicht des Monats August

Verwechslung

Malermeister Franz
packte eine Kuh am Schwanz,
wollt ihr malen schwarze Streifen,
was die Kuh nicht konnt begreifen.
Schwarz und weiß, na bitte sehr,
aber Streifen sind verquer.
Franz der Malermeister
tauchte ein koppheister
in den Eimer ihre Quaste,
was der Kuh erst recht nicht passte.
Unter lautem Brüllen, Rufen
schlug sie mit den Hinterhufen
ihm den Eimer aus der Hand.
Franz das gar nicht lustig fand.
Auch die Kuh kam nicht zur Ruhe,
schlug den Schwanz unter Gemuhe,
bis gescheckt Franz’ weißer Kittel,
schwarz gefleckt zu einem Drittel.
Dann erst drehte sie sich um
und fand wiederkäuend stumm
seltsam, was sie vor sich sah:
Wieso stand ein Ochse da?

Gedicht des Monats Juni

Gedicht in Flohsprache

                   nach und für Jan Koneffke

Hoho, do Floh!
Hoho, do Floh!
Wos schrost do so?

Oh, oh, oh, oh,
och bon k. o.
Mon ormer Po,
dor jockt moch so,
schrot lot dor Floh
ond ronnt ofs Klo.

 

Gedicht des Monats Mai

Verklausuliertes Gedicht

Wie wenn ich weil und ob wogegen
warum wie wenig und wie klar gesagt
weshalb wie schnell und wo gelegen
wenn was zu fürchten welche Ansicht plagt

Wer wem wohin und wie weswegen
wodurch woher und was wie viel beklagt
weil wo ich wie rum wann verlegen
wessen wie oft wovor vertagt

Gedicht des Monats April

Morgenkanon

                                                  nach Adalbert von Chamisso

Das ist das Leid des frühen Aufstehns.
Das ist das frühe Aufstehn des Leids.
Das ist das frühe Leid des Aufstehns.
Das ist das Aufstehn des frühen Leids.

Das ist das Pech der kalten Dusche.
Das ist die kalte Dusche des Pechs.
Das ist das kalte Pech der Dusche.
Das ist die Dusche des kalten Pechs.

Das ist das Glück des guten Frühstücks.
Das ist das gute Frühstück des Glücks.
Das ist das gute Glück des Frühstücks.
Das ist das Frühstück des guten Glücks.

 

 

Adalbert von Chamisso:

Kanon

Das ist die Not der schweren Zeit!
Das ist die schwere Zeit der Not!
Das ist die schwere Not der Zeit!
Das ist die Zeit der schweren Not!

Gedicht des Monats März

Begrüßung

Der Igel schaut noch in den Spiegel,
der Star fährt sich nervös durchs Haar,
die Ratte zupft an der Krawatte,
der Floh, der rennt noch kurz aufs Klo.

Am heißen Herd, da kocht das Pferd,
das Schwein sucht schnell nach einem Wein,
die Ameise übt noch mal leise
zu singen auf ganz zarte Weise.

Die Kuh schlüpft eilig in die Schuh,
die Maus hält einen Blumenstrauß,
der Stier, der reißt jetzt auf die Tür
und dann – küsst dir der Elefant die Hand.