Jugendbuch-Debatte im November bei Lehmkuhl

Die Romane „Die unterirdische Sonne“ von Friedrich Ani und „Bunker Diary“ von Kevin Brooks haben nach ihrem Erscheinen im Frühjahr eine heftige Debatte darüber ausgelöst, wie viel Grauen und Hoffnungslosigkeit im Jugendbuch sein darf. Beide Bücher erzählen von Elend und Folter und vom Versuch, Menschen ihre Freiheit und Würde zu nehmen. Beide spielen in einem unterirdischen Bunker.

Am 6. November um 20.30 Uhr Uhr werden Friedrich Ani und ich (als Übersetzer von Kevin Brooks) in der Buchhandlung Lehmkuhl in München-Schwabing über die Romane diskutieren.

Gedicht des Monats Juli

Dagegen

Wer, wie, wann, was, woher, weswegen –
ich bin auf jeden Fall dagegen.

Ich hab nur einen klaren Plan:
Das Ganze geht man anders an.

Das reicht dir nicht?
Da sag ich schlicht:
Das stört mich ausnahmsweise nicht.

Bedeutendster englischer Jugendbuchpreis für „Bunker Diary“

BrooksAm Montag, 23. Juni 2014 wurde Kevin Brooks für seinen Roman »Bunker Diary« die Carnegie Medal 2014 verliehen. Die Carnegie Medal ist eine der ältesten und wohl die renommierteste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur in Großbritannien. Sie wird jährlich vom Chartered Institute of Library and Information Professionals (CILIP) an Autoren herausragender Kinder- und Jugendbücher vergeben.
Die offizielle Pressemeldung sowie Auszüge aus Kevin Brooks‘ Dankesrede gibt es hier.
Weitere Informationen zur Verleihung kann man hier einsehen.

Statement zur Diskussion um den Roman „Bunker Diary“

Ja, ich finde auch, dass das ein erschreckender Ausgang in dem Roman „Bunker Diary“ von Kevin Brooks ist. Aber ich sehe dennoch ein positives Element, das den Roman ganz besonders prägt. Linus, der das Tagebuch schreibt, übernimmt von dem Moment an, als die knapp zehnjährige Jenny in den Bunker kommt, Verantwortung für sie. Er hat noch nie für irgendjemanden Verantwortung übernommen oder übernehmen müssen. Jetzt weiß er, dass er nur durch seine Fürsorge die eigene Menschenwürde in der verbleibenden Zeit bewahren kann. Und er bewahrt sie wirklich. Für ihn ist es undenkbar, den todkranken Professor oder den ebenso ruinierten Bird zu töten, um dadurch – vielleicht – freizukommen, obwohl beide nur noch Stunden oder Tage zu leben haben. Es ist für ihn nicht akzeptabel. Linus überdenkt auch sein Leben, nähert sich seinem Vater an, söhnt sich indirekt mit ihm aus. Und er begleitet Jenny bis zum Tode, tröstet sie, hört ihr zu, hilft ihr. Erst als Jenny endgültig tot ist, verlässt ihn seine Lebenskraft – und es ist angedeutet, dass er Menschenfleisch isst. Der animalische Überlebensdrang ist jetzt stärker als die Kraft, seine Menschenwürde zu behalten. Es gibt keine Aufgabe mehr in Linus‘ Leben.

Das ist für mich der Kern des Buches, die Frage, wie ich meine Menschenwürde in einer menschenfeindlichen, menschenverachtenden Umgebung und Zeit bewahren kann, wie ich in unserer Gesellschaft angesichts von Gewalt, Folter und Krieg Mensch bleibe, egal wie viel Zeit mir bleibt. Im Individuellen Verantwortung zu tragen, obwohl höhere Mächte sich an keine Verantwortung halten, das macht uns erst zu dem, was Menschsein eigentlich heißt.

Gastvortrag: Einblick in die Kinderlyrik

Am 18. Juni halte ich einen Gastvortrag an der Uni Regensburg zum Thema „Kinderlyrik in der Schule“. Wie wichtig ist es, Kinder an das Spiel mit der Sprache, an das Erzeugen von Bildern und Vorstellungen durch Sprache, an das Wahrnehmen und Selbsterzeugen von Klängen in der Sprache heranzuführen und ihre Sprachphantasie zu beflügeln? Wissenschaftler haben festgestellt, dass gerade Migrantenkinder über Gedichte und Lieder viel leichter lernen, mit der deutschen Sprache umzugehen und in ihr kreativ zu werden.

Am selben Tag findet zudem ein Workshop über meine Arbeit als Übersetzer und meine Beschäftigung mit dem Schriftsteller Kevin Brooks statt.

Weitere Infos gibt es hier.