„Dunkel war’s“ auf Lyrik-Empfehlungsliste

Seit 2013 gibt es nun schon die jährlich erscheinenden „Lyrikempfehlungen“, eine Liste herausragender deutschsprachiger und übersetzter Gedichtbände. Dichter und Dichterinnen, Kritiker und Literaturwissenschaftlerinnen stellen in einer Broschüre ihre durch Juryentscheid gewählten besten Erwachsenentitel des zurückliegenden Jahrgangs vor. Initiiert wurde die Liste damals von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung des Lyrik Kabinetts in München sowie dem Haus für Poesie in Berlin.

Auch diesmal wurde die neueste Liste wie gewohnt auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt, enthielt aber eine wesentliche Neuerung. Denn von diesem Jahr präsentiert sie neben den Erwachsenen-Empfehlungen auch die zehn besten Kindergedichtbände. Viele haben diese Erweiterung der Liste seit Jahren vorangetrieben, federführend betreut den Kinderteil inzwischen die Internationale Jugendbibliothek in München. Zum Start wurden die Bücher noch aus dem Erscheinungszeitraum 2020-23 gewählt, künftig soll, wie im Erwachsenenteil, nur noch die jeweils zurückliegende Jahresproduktion berücksichtigt werden.

Äußerst erfreulich: Unter den diesjährigen besten Kindergedichtbänden ist auch mein „Dunkel war’s, der Mond schien helle“, in dem ich das wohl bekannteste Volksgut-Nonsensgedicht zusammen mit elf Autoinnen und Autoren weitergedichtet und mit insgesamt 34 Strophen zu neuem Leben erweckt habe. Denn obwohl dieser berühmte Nonsens-Klassiker immer mehr in Vergessenheit zu geraten drohte, gibt es plötzlich ein riesiges Interesse am Buch, sodass gerade bereits die 5. Auflage erschienen ist. Das liegt nicht zuletzt auch an den wunderbaren Illustrationen von Jens Rassmus aus Kiel.

Sandra Niebuhr, Professorin für Sprachpädagogik an der Fachhochschule Clara Hoffmann in Potsdam, hat der Jury dieses Buch für die Liste vorgeschlagen.

Mehr über alle Kinderlyrik-Empfehlungen und was es zu den zehn ausgewählten Büchern an Material geben wird oder wo Veranstaltungen mit den Autorinnen und Autoren stattfinden, erfährst du HIER. Die Infos werden ständig erweitert und aktualisiert.

Gedicht des Monats März

Ich werde

Ich werde durch finstere Höhlen schwimmen,
die steilsten Achttausender-Berge erklimmen.

Ich werde auf Tigern durch Dschungel reiten,
mit dem Fallschirm aus schwindelnden Höhen gleiten.

Ich werde im U-Boot zum Meeresgrund tauchen,
doch ganz ehrlich –
           bis dahin möcht ich noch sehr lange brauchen.

Gedicht des Monats Januar

In der Eisdiele

Erdbeer sagt der Eisbär.
Schoko will das Kroko.
Nuss-Krokant der Elefant.
Amareno-Kirsch
verlangt der Hirsch.
Karamelle die Gazelle.
Und die Grille
nimmt Vanille.

Nur das Rhino
trinkt Cappuccino.

Gedicht des Monats Januar

Wünsche

Anna wünscht sich eine Katze,
Julian hätte gerne einen Hund.
Svenja möcht am liebsten Schlittschuh laufen,
stundenlang im Eisbahnrund.

Maja möchte Geige spielen lernen,
Robin wär gern MBappé.
Lea träumt vom Fahrradfahren
bis hinaus zum Baggersee.

Amon würd noch mal mit Sarah
gern zurück nach Hause gehen
und vom Dach mit seiner Schwester
in den Sternenhimmel sehen.

Neun Jahre Kinderlyrik im Blog

Nach nunmehr fast neun Jahren endet im Dezember meine Kinderlyrik-Reihe im Blog der Zeitschrift DAS GEDICHT. Unglaublich: 102 Beiträge sind seit März 2015 erschienen und es begann mit dem leider viel zu früh verstorbenen Dichter Peter Maiwald, von dessen Witwe ich damals noch ein paar unveröffentlichte Texte aus dem Nachlass bekam. Jeden Monat (außer wegen Corona in den drei ersten des Jahres 2021) habe ich einen neuen Dichter, eine neue Dichterin mit unbekannten, meist erstveröffentlichten Gedichten für Kinder präsentiert, ab und zu gab es auch Themenbeiträge wie zur Fußballweltmeisterschaft im elenden Sommer 2018 oder Weihnachts- und Wintergedichte, mehrmals auch Gedichte von Kindern. Eine regelmäßige monatliche Weiterführung ist nun nicht mehr sinnvoll. Doch es ist denkbar, dass mir Gedichte von einzelnen neuen, mir unbekannten Autorinnen und Autoren weiter zufallen. Dann werden sie natürlich trotzdem im Blog erscheinen. Ob und wann es regelmäßig mit einem neuen Konzept weitergeht, ist noch nicht klar. Aber ich freue mich, dass für den letzten Beitrag so wunderbare Dichter wie Andrea Karimé, Elisabeth Steinkellner, Heinz Janisch, Michael Hammerschmid und Nils Mohl noch einmal Gedichte für den Themenbeitrag „Vom Träumen, Staunen und Fragen“ geschickt haben und wir zusammen eine weitere Stimmenvielfalt der aktuellen Kinderlyrik vorführen können. Ab 9. Dezember kann man sie HIER direkt anklicken und landet dann auf dem Blog.