Gerade habe ich, noch in Manuskriptform, den neuen Roman von Kevin Brooks gelesen, der im nächsten Frühjahr bei dtv als deutsche Ausgabe erscheinen wird. Das Buch, das im Englischen „Dogchild“ heißen soll, unterscheidet sich stark von allen bisherigen Brooks-Büchern, die ich übersetzt habe, und spielt in einer Zeit ca. 200-300 Jahre in der Zukunft. Die Welt ist in großen Teilen vernichtet. Nur noch wenige Menschen haben überlebt und doch herrscht immer noch Krieg. Krieg um die Vormachtstellung zweier verfeindeter Lager. Und der Erzähler ist ein sog. Dogchild, ein Mensch, der nach einem Überfall auf eine Menschengruppe von wilden Hunden adoptiert und großgezogen wurde, dann aber von den Menschen zurückgeholt und „rehumanisiert“ wurde. Als Hundskind ist Jeet anders sensibilisiert als die Menschen, wird von ihnen aber auch immer wieder als Fremdling ausgestoßen. Ein Krieg steht bevor, es herrschen Verrat und Betrug, die jedoch nur Yeet erkennt. – Ein unglaublich spannender, dicker Roman von knapp 600 Seiten Umfang. Im Deutschen wird das Buch wahrscheinlich „Running With the Deathland Dogs“ heißen (entsprechend dem ursprünglichen englischen Titel).
Gedichte bei Voice Republic
Unter Voice Republic (www.voicerepublic.com) lässt sich eine Gedichtlesung von mir aus dem Band „Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht“ nachhören, die ich am Donnerstag, 15. März auf der Leipziger Buchmesse gehalten habe. Die Lesung dauert 30 Minuten und ich lese Gedichte u. a. von Paul Maar, Gerhard Rühm, Hanna Johansen, Michael Augustin, Arne Rautenberg, Jan Koneffke und auch mein eigenes Gedicht „Krähen“.
Leipziger Lesekompass für Kevin Brooks
Auf der Leipziger Buchmesse wurde Kevin Brooks‘ Kurznovelle „Finbar Black. Der falsche Deal“ mit dem Leipziger Leselotsen in der Kategorie Jugendbuch ausgezeichnet. Die Jury-Begründung lautete: „Einfache Lektüren sind echte Mangelware und kommen meist eher pädagogisch daher. Hier wird auf wenigen Seiten ein schlüssiger Spannungsbogen konstruiert, der bis zum überraschenden Ende trägt. Und ganz nebenbei werden auch Themen wie der Generationenkonflikt oder zeitlose Werte aufgegriffen. Vielleicht bekommt der eine oder andere da lesetechnisch oder literarisch den Fuß in die Tür.“ Mehr zum Leipziger Leselotsen 2018 findet sich hier. Die von mir übersetzte Brooks-Erzählung erschien bei dtv zunächst als eBook und 2017 als Buch.
Gedicht des Monats April
Mich fror
Eines Morgens stand ich am Meer,
das Wasser war grau wie Asphalt,
die Wolken schwer
und die Luft nieselkalt.
Das Meer war alt.
Es konnte keine Möwe mehr kreisen sehen,
lag stumpf da, das Rauschen verhallt,
weder Wellen noch Schaumkronen wollten entstehen,
steinernes Meer wie Basalt.
Nur ein Strandläufer pickte am Ufer entlang,
die einzig bewegte Gestalt.
Er suchte am Wasserrande im Tang
den salzigen Rest einer Artenvielfalt.
Mich fror, mein Atem war kalt.
Und noch mal die „Besten 7“
Gerade – in Februar – stand erst das wunderschöne Buch „Wie ein springender Delfin“ von Malcolm Lowry auf der Liste der „Besten 7“ – einer meiner absoluten Lieblinge unter den Büchern, die ich in 17 Jahren übersetzt habe. Und schon ist auf der März-Liste ein weiteres von mir übersetztes Buch zu finden: Steven Herricks Versroman „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“. Der australische Autor Herrick ist ein Meister des poetisch dichten Erzählens. Das hat er bereits mit dem Vorgängerroman „Wir beide wussten, es war passiert“ bewiesen, der im April 2016 ebenfalls unter den „Besten 7“ war und im selben Jahr auch als Buch des Monats September der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet wurde. Beide Bücher von Steven Herrick sind bei Thienemann erschienen.