Unglaublich: Im Archiv der Künstlerin, Autorin und Buchhändlerin Hilka Nordhausen (1949-1993) finden sich Fotos von einer frühen Lesung aus dem Jahr 1979 in ihrer Buch Handlung Welt im Hamburger Schanzenviertel. Zu dieser Zeit waren von mir die zwei Bände „Windgedichte“ und „Fahrradklingel“ (mit Cover von Christoph Meckel) erschienen und ich las mit dem wunderbaren Dichter Jürgen Wellbrock aus Berlin wechselweise Gedichte. Ich erinnere mich: Wir lasen jeder auf irgendein Stichwort aus dem Gedicht des andern den nächsten eigenen Text. Ein äußerst spannendes Unterfangen, von dem die Zuschauer glaubten, wir hätten die Gedichte so vorsortiert. Doch in Wahrheit lief es völlig spontan. Ein geniales Konzept, das ich leider nie wieder nutzen konnte. Später am Abend mussten wir uns ins Hinterzimmer verkriechen, weil draußen eine gewaltsame Demo losging. Die Hardcore-Zeit im Schanzenviertel. Und wir sprachen mittendrin über Gedichte.
Der große Preis der Volkacher Akademie
Hurra! Ich bekomme den „Großen Preis 2018“, der von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. in Volkach verliehen und von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken in Höhe von 5.000 € gestiftet wird. In der Pressemitteilung der Akademie heißt es u. a.: „Wie kaum ein anderer seiner Generation hat Gutzschhahn sich seit nunmehr vier Jahrzehnten in nahezu allen Feldern der Kinder- und Jugendliteratur betätigt. Dabei gestaltet er die Grenzen zur allgemeinen Literatur und den erwachsenen Leserinnen und Lesern stets offen, indem er die formalen und inhaltlichen Grenzen seiner Texte immer wieder aufs Neue auslotet. Er gilt als ein Meister der Sprache, der Sprachreflexion, was er in seinen Übersetzungen, vor allem aber in seinen Gedichten auf sehr überzeugende Weise unter Beweis stellt. Zu Recht gilt er als eine der wichtigsten kinder- und jugendliterarischen Lyrikstimmen der Gegenwart.“
Die Preisverleihung findet am Freitag, 19. Oktober 2018 im Schelfenhaus in Volkach statt. Wer die ganze Begründung der Jury lesen möchte, findet sie hier: akamedie-kjl.
Gedicht des Monats August
Das Krächzen
Auf eine Zeile von Christian Morgenstern
Ein Rabe saß auf einem Meilenstein
und krächzte heiser in die Welt hinein.
Er krächzte laut er krächzte hart
er krächzte krass nach Rabenart.
Er krächzte krächzte voller Glut
er krächzte sich in Rabenwut
Dann stellte er das Krächzen ein
und flog auf einen andern Stein.
Gedicht des Monats Juli
Der Mond
Der Mond stand am Himmel,
er winkte mir zu.
Ich winkte zurück
und rief ruckediku.
Der Mond kam vom Himmel,
er schwebte mir zu.
Ich stieß ihn zurück
und rief: Das ist tabu.
Schöne Begegnungen im Norden
Ende April war ich auf einer größeren Norddeutschland-Tour mit vielen verschiedenen Stationen. Anlass der Reise war eine Lesung in Hamburg und die Idee, auf den Spuren des Lyrik-Altmisters James Krüss zu wandeln und ein paar Tage auf Helgoland zu verbringen. Weil die Reise gen Norden von München aus weit ist und sich irgendwie „lohnen“ soll, versucht man all das hineinzupacken, was man sonst immer wieder aufschieben würde. Und so gab es neben ganz privaten Besuchen (in Berlin und Waltrop bei Dortmund) auch wunderschöne Schriftsteller- und Verlegerbegegnungen mit Arne Rautenberg (Kiel), Manfred Schlüter (Hillgroven bei Büsum) und Dincer Gücyeter (Essen), der meinen neuen Kindergedichtband „Die Muße der Mäuse“ verlegt. Das Buch erscheint Anfang September im Elif Verlag. Mit Manfred Schlüter habe ich in der Hillgrovener Nordsee-Gemeinde letzte Hand an das Cover des Buches gelegt. Schlüter hat auch den Innenteil des schönen Buchs gestaltet. Treuer Begleiter auf meiner einwöchigen Reise war mein 25 Jahre alter Saab 900 turbo!