Ein sehr schönes Interview hat Michael Stierstorfer neulich – nach meiner Lesung in der Münchner Buchhandlung St. Michaelsbund – mit mir geführt. Jetzt kann man es online auf dem Portal „kinderundjugendmedien.de“ nachlesen. Es geht dort natürlich um Gedichte, um ihre Bedeutung für Kinder und um die Wiederentdeckung und Fortschreibung des Gedichts „Dunkel war’s, der Mond schien helle“. Zu dem Interview geht es HIER.
Dunkel war’s … und kein Ende
Es ist unglaublich: Schon wieder wurde das Buch „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ nachgedruckt. 6. Auflage! Wer hätte das gedacht? Ein großer Dank für diesen Erfolg gehört natürlich Jens Rassmus für seine phantastischen Bilder. Aber das schöne Gemeinschaftsprojekt wäre ohne die vielen neuen Ideen und Nonsensreime von zwölf klugen Dichterinnen und Dichtern auch kein so großer Erfolg geworden. Sie können sich gut neben den alten sehen lassen, so viel ist sicher!
Gedicht des Monats Mai
Laut und Luise
In Erinnerung an Ernst Jandl
Luise ist laut.
Luise ist leise.
Luise ist lustig.
Luise ist still.
Luise denkt leckt mich
und tut, was sie will.
Tänze unter Barhockern
In den späten 1970er Jahren stießen wir in Berlin aufeinander. Zwei junge Lyriker in der Zeit der neuen Subjektivität. Es gab Lesungen in der Galerie Bloom in Kreuzberg, im Buchhändlerkeller in Charlottenburg, in der Wolff’s Bücherei in Friedenau. Wir wurden Freunde und spürten, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten, trafen uns bei jedem meiner Berlin-Besuche im Shell am Savignyplatz, bis es das Shell nicht mehr gab. Und irgendwann gab es auch den wunderbaren Dichterfreund Hans Ulrich Hirschfelder nicht mehr. Er starb 2006 mit 52 Jahren an Krebs. Seine beiden eindrücklichen Gedichtbände „Orangen“ und „Weiße Nacht“ verloren sich aus dem literarischen Bewusstsein. Sein umfangreicher Nachlass schien niemanden zu interessieren. Dann der Anruf von einem anderen Hirschfelder-Freund – Wolfgang Heyder. Und wir starteten mit Cousine und Nachlass-Erbin Andrea Müller eine einjährige Reise durch das Geschriebene und nur zu einem kleinen Teil Veröffentlichte. Wir waren ihm wieder ganz nah, unterhielten uns mit ihm über die Zeit, über seine Texte und am Ende entstand ein Buch, das alles zusammenfasst, was wir für eine Veröffentlichung geeignet fanden und was uns immer noch haltbar erschien. In der Hoffnung, dass noch andere Menschen sich an den zu Unrecht Vergessenen erinnern mögen oder ihn vielleicht ganz neu entdecken wollen, zum allerersten Mal: Das Buch „Tänze zwischen Barhockern“ mit Gedichten, Prosa und einem Mini-Einakter ist gerade in der edition eY erschienen. Ein dickes, lesenswertes Buch von fast 300 Seiten! Danke, alter Freund, lieber Uli! Zu bestellen gibt es den Band für 28 € zzgl. Versandkosten unter mail@edition-ey.de
Gedicht des Monats April
Streichelkatze
Wenn meine Katze ins Zimmer kommt,
wo ich für die Schule lerne,
dann legt sie zum Streicheln sich gerne
in äußerste Armlängenferne.
Und wenn sie nachts auf die Bettdecke springt,
unter der ich grad einschlafen will,
dann legt sie zum Kraulen sich schnurrkatzenstill
in äußerste Armlängenferne.
Meine Katze will volle Aufmerksamkeit,
nicht, dass ich schlaf oder lerne.
Dann träumt sie sich fort unter meiner Wärme
und verliert sich aus Raum und Zeit.