Steven Herrick holt den zweiten großen Preis

Und wieder der Deutsche Jugendliteraturpreis! Diesmal für das Jugendbuch „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“ des australischen Schriftstellers Steven Herrick. Im Frühsommer war der Roman schon in Hamburg mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2019 ausgezeichnet worden. Nun entschied sich die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises trotz einer sehr starken Konkurrenz für dieses Werk mit den Worten: „Die gebrochenen Zeilen geben den Rhythmus vor für das, was das Leben ausmacht ((…)) Es ist ein Buch, das ermutigt und nicht verzweifeln lässt – trotz aller Umstände. Es ist ein Buch, das mitwächst und berührt. Nicht zuletzt gelingt dies durch die feinsinnige, poetische Sprache, die für die Schönheit des Lebens mit allen Sinnen empfänglich macht. Die Ästhetik des Textes entfaltet sich auch in der meisterlichen Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn.“ Auch der Thienemann Verlag freut sich über diese Anerkennung für die Anstrengungen in jüngster Zeit, die literarische Tradition des Hauses wieder deutlich zu stärken.

Ein Video der Preisverleihung gibt es hier. Spannend wird es ab Minute 57.

Zur ausführlichen Jurybegründung geht es hier.

Reise zum Glaswaldsee

Einen stilleren, abgeschiedeneren See habe ich noch nirgends gesehen. Keine Menschen, keine Stimmen, nur der dunkle Karsee mit seinem glasklaren Wasser, in dem sich Himmel und Wald spiegeln. Felssteine und alte Stämme liegen stumm im See und gaukeln seltsame Figuren hervor. Der Rand des Sees ist unwegsam, von niemandem geebnet und gangbar gemacht. Wurzelgeflechte, Ranken, dicht bemooste Steine ragen in unglaublichen Farben aus dem modrigen Boden. Für mich ist der Glaswaldsee oberhalb von Bad Schappach im Schwarzwald ein phantastischer poetischer Traum und ich muss zu ihm hoch, wann immer ich in der Gegend bin. Hier eine kleine Fotostrecke.

Gedicht des Monats Oktober

Was reimt sich auf Meer?

Ich gehe der Flut hinterher.
Das Laufen im Watt ist schwer.
Ich finde Klumpen von Teer.
Der Horizont ist leer.
Das Licht flimmert kreuz und quer.
Das Wasser steigt an, wird mehr.
Die Sonne liegt da wie ein Speer.
Bald feiert das schäumende Heer
der Flut seine Wiederkehr.

Matt Haig hat ein gereimtes Kinderbuch geschrieben

Der amerikanische Erfolgs- Bestsellerautor Matt Haig hat einen kleinen gereimten Kinderroman geschrieben. Eine wunderschöne Geschichte über eine Elfe, die zur Wahrheit gezwungen ist und so immer das Falsche sagt, das niemand hören will. Das Buch mit Bildern von Chris Mould ist 120 Seiten lang und wird im Herbst 2020 bei dtv erscheinen, wo es fast alle Bücher des Autors auf Deutsch gibt. Und was mich besonders glücklich macht: Nach dem dicken Balladenroman „Zorgamazoo“ des Kanadiers Robert Paul Weston durfte ich nun auch Matt Haigs „The Truth Pixie“ übersetzen. In Amerika war das Buch sofort nach Erscheinen auf Platz 1 der New York Times Bestsellerliste. Nun freue ich mich, dass dieses liebevolle Buch im Herbst 2020 auch in Deutschland Kinder und Erwachsene begeistern wird, die Spaß an Sprache, an Reimen und schönen Wortspielen haben.

Neues von Michelle Cuevas

Eine der Autorinnen, die ich ganz besonders gern übersetze, ist Michelle Cuevas. Mit jeder Geschichte, die erscheint, überrascht sie mich wegen ihrer wunderbaren, völlig verrückten Einfälle. Erst war es der unsichtbare Freund Kasimir Karton, der sich im gleichnamigen Buch (schöner und passender ist der Name im amerikanischen Original, wo er Jacques Papier heißt) von seiner Freundin emanzipirt, die ihn sich als Freund einbildet, und auf eine kuriose, urkomische Abenteuerreise geht. Genauso schön ist auch das Bilderbuch „Der Flaschenpostfinder“ mit Illustrationen von E.E. Stead, in der ein Postbote unbedingt den Empfänger des sonderbaren Briefes in der Flasche ausfindig machen will. Und nun kommt im nächsten Frühjahr der Kinderroman „Der Tag, an dem mir ein kleines Schwarzes Loch zulief“ auf Deutsch heraus, die Geschichte eines Mädchens, das um seinen Vater trauert und ihre Erinnerungen in ein Schwarzes Loch wirft, um nicht mehr bedrückt zu sein. Absurd? Mitnichten. Ein traurig schönes, verrückt lustiges Buch, in dem es so sehr von Einfällen und Bildern sprudelt, dass das Weltall kaum genug Platz hat, sie alle aufzunehmen. Garantiert eines der schönsten Bücher im nächsten Frühjahr. Wie alle Bücher erscheint auch dieses bei Fischer – in der Reihe KJB.