Fahnenlesen 1

Wenn die Korrekturfahnen aus dem Verlag kommen, erzeugt das immer ein bisschen Nervosität. Jetzt oder nie. Was man in der Fahne an Fehlern nicht findet, wird genauso falsch im fertigen Buch stehen. Und dabei geht es nicht nur um ein fehlendes oder zu viel gesetztes Komma, um einen Buchstabendreher oder irgendein Wort, das versehentlich bei der Lektoratskorrektur stehengeblieben ist. So ein nahezu endgültiger, abgesetzter Text liest sich anders als ein Manuskript. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil der Text schon so endgültig daherkommt.

Vor ein paar Tagen erhielt ich die Fahnen zur Übersetzung des gereimten Kinderbuchs „The Truth Pixie“ des englischen Bestsellerautors Matt Haig. Bei dtv soll die deutsche Ausgabe im Herbst 2021 unter dem Titel „Das große Herz der kleinen Elfe“ erscheinen. Wegen Corona musste der Band leider um ein Jahr verschoben werden. Umso sehnlicher warte ich jetzt auf das Endprodukt.

Aber nun ging es erst mal darum, die Fahnen genau zu studieren, noch einmal die Melodie, das Metrum, den Rhythmus zu hören, ob nicht doch irgendwo etwas klappert und ob die Zeilen gut in und zwischen den wunderbaren Bildern von Chris Mould stehen, die für die deutsche Ausgabe übernommen wurden. Das ist ja immer so ein Problem: Passt der deutsche Text in das vorgegebene Feld oder die Sprechblase, die man schließlich nicht vergrößern kann, nur weil der deutsche Text länger läuft. Zum Glück habe ich in Katja Korintenberg die beste Lektorin, die man sich wünschen kann. Jetzt glauben wir beide, dass in der Fahne wirklich alles passt und das Buch eigentlich sofort gedruckt werden könnte. Aber das dauert leider noch.

Gedicht des Monats Oktober

Der Mann im Baum

Im Garten lebt im Baum ein Mann,
der wie Vögel fliegen kann.

Du sagst nein, das gibt es nicht,
der ist doch kein Leichtgewicht.

Du sagst, so ein Mann stürzt ab,
flügellahm und viel zu schlapp.

Bricht sich Kopf und Hals und Kragen!
Schade, denn an manchen Tagen,

wenn ich aufwach, halb im Traum,
fliegt er hoch in seinen Baum.

Würde gerne mit ihm tauschen,
wildem Blätterrauschen lauschen.

Jetzt auch bei Facebook

Nein, eigentlich wollte ich wegen Zuckerberg & Co. nie bei Facebook sein. Aber in der letzten Zeit liefen so viele Kinderlyrik-Sachen über die Social-Media-Schiene, dass ich zuletzt Angst hatte, an wichtigen Dingen vorbeizuschlittern. Herr Zuckerberg bleibt mir allerdings weiter unsympathisch, schon allein wegen seiner politischen Haltung. Außerdem ist mir jeder verdächtig, der sich die ganze Welt einverleiben will – mit allen Daten über Menschen, die er kriegen kann. Reich sein ist ja ganz schön, aber auf Kosten anderer, die man komplett „aushorcht“? Ich habe mich dem Herrn trotzdem ausgeliefert – allein meiner Leidenschaft für die Lyrik zuliebe.

P.S. Wer übrigens mal auf Facebook bei der Stadt Waldkraiburg nachschaut (14. September), der findet dort ein Interview mit Laura Depperschmidt, die für mein Buch MÄUSEKINO ein wunderschönes Gedicht geschrieben hat und außerdem gerade zwei Gedichte in der September-Ausgabe meiner Kinderlyrik-Reihe im Blog der Zeitschrift „Das Gedicht“ hat. In dem Interview erzählt Laura, wie wir uns kennengelernt haben und wie es zu ihrem Gedicht fürs MÄUSEKINO gekommen ist.

Im September: Gedichte von Kindern im Blog

Seit März 2015 stelle ich jeden Monat im Blog der Zeitschrift DAS GEDICHT einen Lyriker oder eine Lyrikerin vor, der/die für Kinder schreibt. Das sind jetzt mehr als 65 Beiträge und von jedem Dichter habe ich im Schnitt 6-7 Gedichte online gestellt. Alles zusammen macht inzwischen mehr als 400 Gedichte – eine riesige Anthologie. Und diesmal – im September – gibt es einen besonderen Beitrag mit Gedichten, die nicht von namhaften Autoren geschrieben wurden, sondern von Kindern selbst. Die vier ausgewählten Nachwuchsdichterinnen und -dichter sind zwischen 6 und 11 Jahre alt und kommen aus Berlin, aus München und aus Niederbayern. Schaut doch mal rein.