Beim St. Michaelsbund gibt es – unter dem passenden Namen Michel – eine neue Podcast-Reihe zur Kinder- und Jugendliteratur. Dort werden regelmäßig Gespräche mit Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren über Bücher und Geschichten, über das Schreiben von Romanen oder Lyrik, über Bilder und Ideen, über den Spaß und die harte Arbeit, Kinderbücher zu machen, geführt. Im ersten Michel-Beitrag hat Michaelsbund-Chefin Claudia Pecher Jutta Richter und mich als Gesprächspartner zum Thema Kindergedicht befragt. Wir beide haben unterschiedliche Ansichten zum Gedicht und doch gibt es auch viele Parallelen, die in dem Gespräch anschaulich werden. Wer in die Sendung reinhören möchte, klickt einfach HIER. Eine Bücherliste gibt es HIER.
Gedicht des Monats Juli
Murmeltiergedicht
Das Murmeltier,
das Murmeltier,
das murmelt da,
das murmelt hier.
Es murmelt still,
es murmelt leise,
es murmelt meist
auf Murmelweise.
Du fragst, wie Murmeltiere murmeln.
Es klingt als wenn zwei Murmeln murmeln.
Es klingt ganz einfach murmelhaft.
Vom Murmeln ist das Murmeltier
nachts murmelmüde und geschafft.
Ein Murmeltier, das murmelt nicht?
Es pfeift auf murmeltiersche Weise
und murmelt nicht wie Murmeln auf der Reise?
Dann war es wohl ein Murmelwicht,
der schrieb dies Murmeltiergedicht.
Gedichte für draußen
Ein kleines Buch mit Gedichten zur Landesgartenschau in Ingolstadt, das war Melanie Arzenheimers Idee in diesem pandemischen Frühjahr, als man sich eine Gartenschau kaum vorstellen konnte. Jetzt ist der Sommer da, die Corona-Zahlen sind niedrig wie nie und – es gibt das kleine Buch mit Gedichten unter dem wortspielerischen Titel „Garten. Schau. Gedichte für draußen“. Melanie Arzenheimer hat darin 46 Texte von 14 Autorinnen und Autoren zusammengetragen und in vier Kapitel unterteilt: Gewächs, Gewölk, Getier und Gespür. Alle Gedichte haben mit Natur zu tun, mit ihrer Schönheit und ihrer Bedrohtheit. Es lohnt sich, in den Texten von Fitzgerald Kusz, Anton G. Leitner, Alfons Schweiggert, Wolfgang Oppler u. a. zu blättern. Das Buch enthält auch vier Gedichte von mir. Wer zur Gartenschau fährt, bekommt das Büchlein dort. Wer es nicht nach Ingolstadt schafft, kann das Buch zum Preis von 4,90 € im Buchhandel bestellen. Erschienen ist es im Gourmedien Verlag (ISBN 978-3-9820419-5-7).
Gedicht des Monats Juni
Schultag
Morgens früh um sieben
aus dem Bett getrieben.
Morgens früh um acht
in die Schul gebracht.
Morgens früh um neun
Aufsatz, nichts zu freun.
Morgens früh um zehn
vor der Tafel stehn.
Später dann um elf
keiner sagt, ich helf.
Zwölf Uhr Mittagszeit
Drängelei und Streit.
Schule aus um eine
geh ich heim alleine.
Nachmittags um zwei
Vokabel-Quälerei.
Nachmittags um drei
Mathe-Schinderei.
Irgendwann um vier
reicht die Arbeit mir.
Endlich gegen fünf
tausch ich Schuh und Strümpf.
Bolzen bis um sechs,
ich mach alle ex.
Abendbrot um sieben.
Wo ist bloß der Tag geblieben?
Gedicht des Monats Mai
Die Angst des Tores beim Elfmeter
Die ganze Zeit steh ich am Spielfeldrand
und zittre an den tausend Nylonfäden.
Zum Glück, die Abwehr steht wie eine Wand.
Ich hoff, dass nie der Gegner treffen wird,
hab Panik vor dem Schmerz und Dehnungsschäden.
Passt auf, der Ball kommt! Seht nur, wie er schwirrt.
Grätsch rein, mein Freund! Schnell, mach den Angriff nieder.
Elfmeter? Neinneinnein, das darf nicht sein.
Mein Herz schlägt wild, ich spüre alle Glieder.
Ein Spieler baut sich langsam vor mir auf,
den kalten Blick fixiert, spannt er sein Bein
und trifft mich in den Bauch aus vollem Lauf.