Unglaublich: Im Archiv der Künstlerin, Autorin und Buchhändlerin Hilka Nordhausen (1949-1993) finden sich Fotos von einer frühen Lesung aus dem Jahr 1979 in ihrer Buch Handlung Welt im Hamburger Schanzenviertel. Zu dieser Zeit waren von mir die zwei Bände „Windgedichte“ und „Fahrradklingel“ (mit Cover von Christoph Meckel) erschienen und ich las mit dem wunderbaren Dichter Jürgen Wellbrock aus Berlin wechselweise Gedichte. Ich erinnere mich: Wir lasen jeder auf irgendein Stichwort aus dem Gedicht des andern den nächsten eigenen Text. Ein äußerst spannendes Unterfangen, von dem die Zuschauer glaubten, wir hätten die Gedichte so vorsortiert. Doch in Wahrheit lief es völlig spontan. Ein geniales Konzept, das ich leider nie wieder nutzen konnte. Später am Abend mussten wir uns ins Hinterzimmer verkriechen, weil draußen eine gewaltsame Demo losging. Die Hardcore-Zeit im Schanzenviertel. Und wir sprachen mittendrin über Gedichte.