Helgoländer Dichtertreffen

v. links: Arne Rautenberg, Uwe-Michael Gutzschhahn, Mona Harry, Manfred Schlüter, Nils Mohl, Lena Raubaum, Michael Augustin

Alles begann mit dem Buch „Mein Urgroßvater und ich“ von James Krüss, das ich als Kind las. Ich verliebte mich in Helgoland und fuhr wieder und wieder auf die Insel. Später als Autor erinnerte ich mich an die Gespräche des Urgroßvaters mit dem kleinen Boy über das Schreiben und Dichten und daran, wie die beiden zusammen Verse schmiedeten, denn darum geht es ja in dem berühmten Roman.
Im kommenden Jahr wäre Krüss 100 Jahre alt geworden. Da dachte ich irgendwann, man sollte den Urgroßvater nehmen und über ihn diskutieren, seine Bilder und Verse nutzen und neue Gedichte schreiben. Die Krüss-Erbengemeinschaft begeisterte sich auf Anhieb für diesen Plan und hat die wunderbare Möglichkeit geschaffen, in den Tagen vom 11.-15. Mai ein Helgoländer Dichtertreffen auszurichten, bei dem sieben Kinderlyriker und -lyrikerinnen – wie einst der Urgroßvater und der kleine Boy in einer Hummerbude – über Krüss sprechen, von ihm inspiriert Gedichte schreiben, die neuen Texte diskutieren und am Ende bei einer öffentlichen Lesung im Helgoländer Museum vorlesen sollten. Mit von der Partie waren schließlich Michael Augustin, Mona Harry, Nils Mohl, Lena Raubaum, Arne Rautenberg, Manfred Schlüter und ich. Es war die perfekte Runde! Und es sind großartige Texte entstanden, die das Publikum (Helgoländer und Urlauber) begeistert aufnahm und in ihnen staunend viele Spuren bekannter Krüss-Gedichte entdeckte. Zum Krüss-Jubiläum im Frühjahr 2026 werden zum Glück all diese Gedichte beim Atrium Verlag in Hamburg auch als Buch erscheinen.
Es war eine tolle gemeinsame Zeit, die wir sieben Autoren und Autorinnen ganz sicher so schnell nicht vergessen werden!

Gedicht des Monats Juni

Eine seltsame Geschichte

Einmal schwamm ein Fisch durchs Fenster,
als ich am Schreibtisch saß.

Ich versuchte ihm Wasser zu geben,
mein Laptop wurde ganz nass.

Ich beschrieb ihm die Ozeane,
die Wellen machten ihm Spaß.

Er genoss das Rauschen,
als ich Geschichten vorlas.

Während er neugierig lauschte,
starrte er auf mein Glas.

Dann verschwand er plötzlich
draußen durchs wogende Gras.

Gedicht des Monats Mai

Strichmännchen

Gestern wollte ich ein paar Strichmännchen malen,
doch sie weigerten sich unter lausigen Qualen.

„Nicht mal uns kriegst du halbwegs erkennbar hin.
Du zeichnest so schlecht, es hat keinen Sinn.

Da ließ ich sie ziehen, sie rannten davon.
Ich hörte sie kreischen, ihre Stimmen voll Hohn.

Na gut, sagte ich mir, dann eben nicht,
und schrieb stattdessen dieses Gedicht.

Eins Friedenstier als Ostergeschenk

Ein Buch über Frieden in diesen unfriedlichen Zeiten? Die Illustratorinnen Friederike Ablang, Merle Goll und Sabine Kranz hatten im letzten Jahr die Idee, baten andere Künstler und Künstlerinnen um Bilder, Dichterinnen und Dichter um Texte und fanden bei dtv offene Ohren, das Buch zu machen und sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf an die Aktion „Ärzte ohne Grenzen“ zu spenden. Was die Illustrationen betrifft, haben auch die ganz großen Namen der Kinderbuchszene wie Axel Scheffler, Eva Muggentaler, Anke Kuhl, Jutta Bauer, Jens Rasmus, Susanne Straßer und Tine Schulz Zeichnungen gespendet. Die Texte stammen u. a. von Marc-Uwe Kling, Mehrnousch Zaeri-Esfahani, Nils Mohl, Silke Schlichtmann, Kai Lüftner, Yvonne Hergane, Dirk Pope, Silke Lambeck, Andrea Schomburg, Lena Raubaum, Michael Augustin und mir. Das Buch heißt „Das Friedenstier. Mit Stift und Flügeln für den Frieden“. Es ist zauberhaft schön geworden. Wer es kauft, wird seine Freude haben und hilft mit jedem Exemplar der Aktion „Ärzte ohne Grenzen.“ Also: Kauft, Leute, kauft!

Gedicht des Monats April

Wenn Ameisen reisen

Siebenzwanzig Ameisen
wollten gern verreisen,
ließen sich von Meisen
für den Flug verspeisen.
Doch der Plan schien zu entgleisen,
als die Schar der Meisen
flog und flog in Kreisen,
bis den kleinen Ameisen
schlecht war vom Verreisen
und sie schnell den Hinterausgang
nahmen von den Meisen.