Gedicht des Monats April

Wenn Ameisen reisen

Siebenzwanzig Ameisen
wollten gern verreisen,
ließen sich von Meisen
für den Flug verspeisen.
Doch der Plan schien zu entgleisen,
als die Schar der Meisen
flog und flog in Kreisen,
bis den kleinen Ameisen
schlecht war vom Verreisen
und sie schnell den Hinterausgang
nahmen von den Meisen.

Geschichten vom Gegenteil

Ende September wird die wunderbare Erzählerin und Poetin Jutta Richter 70 Jahre alt. Berühmt wurde sie mit dem Kinderroman „Der Hund mit dem gelben Herzen“ (1998), aber ihr erstes Buch „Popcorn und Sternenbanner“ veröffentlichte sie schon mit 16 nach einem Schüleraustausch in den USA. 1999 vertonte Konstantin Wecker ihren Gedichtzylus „Es lebte ein Kind auf den Bäumen“. Und 2003 entstand der Engel-Zyklus „An einem stillen großen See“, der sie als Kinderlyrikerin unsterblich machte. Jetzt erscheint im Verlag St. Michaelsbund, von mir als ihrem langjährigen Lektor und Freund zusammengestellt und herausgegeben, ein kleines Buch über die wunderbare Dichterin unter dem Titel „Geschichten vom Gegenteil“ mit Stimmen bedeutender Weggefährten wie den Verlegern Michael Krüger, Klaus Humann oder Ulrike Beisler, die die Autorin in Italien bekannt und erfolgreich gemacht hat. Auch viele namhafte Illustratorinnen und Illustratoren wie Peter Sís, Rotraut Susanne Berner, Paul Maar und Susanna Janssen haben für das Buch gezeichnet. Musiker haben über ihre gemeinsame Arbeit erzählt usw. So entsteht in den 25 Beiträgen ein sehr persönliches Bild einer der wichtigsten deutschsprachigen Dichterinnen der Gegenwart. Das Buch kann man schon jetzt überall im Buchhandel bestellen. Am 25. September gibt es dann noch zu Ehren der Autorin in der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach eine wissenschaftliche Tagung sowie ein großes Geburtstagsfest.

Gedicht des Monats März

Als Gott die Welt ordnete

Als Gott die Welt ordnete,
gab er den Tieren Namen.
Aber weil ihm die Vögel
stets durcheinanderflogen
und ihren eigenen Willen hatten,
kam er mit der Arbeit
lange nicht nach.
Und die Vögel plünderten
im Vorbeifliegen
seinen Wörterkasten
und kicherten vor Spaß.

Sie nannten sich
Bachkönig und Zaunstelze,
Blauhopf und Wiedemeise,
Buchfalke und Wanderfink.
Es gab Bunttauben und Turtelspechte,
Distelhühner und Teichfinken,
den Domadler und den Steinpfaff,
den Eichelbussard und den Mäusehäher.
Sie erfanden den Eisschwanz
und den Seidentaucher,
die Höckerschwalbe und den Rauchschwan,
den Rotraben, den Kolkschenkel,
die Moormöwe und die Lachente.


Und sie fanden es schade,
als Gott endlich Ordnung schuf
und anfing mit so was wie
Bachstelze.

Gedicht des Monats Februar

Begegnung

Plötzlich stand ein Fuchs
in meinem Zimmer,
was mich überraschte.
Er wollte nicht fressen,
rührte sich nicht.

Der Fuchs beäugte mich lange.
Ich schaute zurück.
Wir schwiegen.

Als er den Kopf wandte,
ging ich mit ihm,
ging er mit mir.

Neues GEckoDICHT im Januar

In der Januar-Ausgabe der Kinderzeitschrift GECKO (Ausgabe Nr. 105) zum Thema „Tauschen und Teilen“ findet sich mal wieder ein „Geckodicht“ von mir – so heißt die regelmäßig erscheinende Kinderlyrik-Seite am Schluss eine jeden Hefts. Diesmal hat sich die GECKO-Herausgeberin Muriel Ratje für den Text „Landleben“ entschieden und die kopfstehenden Nonsens-Verse von Nour Altouba in Szene setzen lassen. Ich freue mich, wieder dabei zu sein.